Die Macht der Angst: Verstehen, Bewältigen, Wachsen

Angst ist eine allgegenwärtige Emotion, die uns in verschiedenen Lebenssituationen begleitet. Sie kann sich auf vielfältige Weise manifestieren: von einem flauen Gefühl im Magen bis hin zu einer lähmenden Panikattacke. Doch was genau ist Angst, und wie können wir lernen, mit ihr umzugehen?

Was ist Angst?

Ein bestimmter Teil des Gehirns ist zuständig für den Umgang mit Gefahrensituationen. Von diesem wird ein Botenstoff– ein sogenannter Neurotransmitter – ausgeschüttet. Das ist wie ein Alarmsignal mit der Aussage: ‚Lieber Mensch, dort ist eine Gefahr, und du hast jetzt zwei Möglichkeiten: entweder abhauen oder sich wehren‘.

Zwei Organe sind notwendig, um sich der Bedrohung zu stellen oder dieser auszuweichen. Zum einen wird das Gehirn gebraucht. Hier erfolgt die Bewertung der Situation: Wie wehre ich mich oder wie mache ich mich am besten aus dem Staub? Zum anderen muss auch die Muskulatur in „Bereitschaft“ sein. Schließlich wird diese auf jeden Fall benötigt, um gegen die Gefahr vorzugehen oder dieser auszuweichen. Um nun den Körper in den „Alarmzustand“ zu versetzen, erfolgt ein Befehl an das Herz. Dieses soll die betroffenen Organe – also Gehirn und Muskulatur – stärker durchbluten und auf diese Weise mit mehr Sauerstoff und Energie (Glukose) versorgen. Der Mensch spürt das durch einen schnelleren Herzschlag. Genauso wird die Atmung erhöht, um mehr Sauerstoff aufzunehmen. Solange die Gefahr präsent ist, wird dieser Zustand aufrechterhalten. Die Lunge bekommt daher dauernd den Befehl: „Bitte weiteratmen“. Der Mensch hat das Gefühl, er bekomme keine Luft mehr oder er könne trotz Atmung ersticken. Gleichzeitig werden andere Körperregionen auf „Sparflamme“ geschaltet. So verengen sich etwa die Blutgefäße, die in Richtung Magen-Darm-Trakt führen. Auf diese Weise soll mehr Lebenssaft für die Versorgung des Gehirns und der Muskeln zur Verfügung stehen. Ganz nach dem Motto: Verdauen können wir auch später. Aus Sicht des Betroffenen äußert sich diese Reaktion mit einem mulmigen Gefühl im Magen oder Übelkeit. Auch ein Kribbeln in den Fingern kann eine Folge von Angst sein. Denn die oberflächlichen Gefäße verengen sich ebenfalls.

Angst ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf potenzielle Bedrohungen oder Stressoren. In der Vergangenheit spielte Angst eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Gefahren und half dem Menschen, sich vor potenziellen Risiken zu schützen. Heutzutage kann Angst jedoch auch in Situationen auftreten, die nicht unmittelbar lebensbedrohlich sind, wie beispielsweise öffentliches Sprechen oder der Umgang mit unbekannten sozialen Situationen.

Umgang mit Angst:

  1. Achtsamkeit: Ein erster Schritt im Umgang mit Angst ist die Achtsamkeit. Indem wir unsere Gedanken und Gefühle bewusst wahrnehmen, können wir besser verstehen, was die Angst auslöst und wie sie sich in unserem Körper manifestiert.
  2. Identifikation von Auslösern: Es kann hilfreich sein, die spezifischen Auslöser für unsere Ängste zu identifizieren. Sind es bestimmte Situationen, Orte oder Gedanken? Indem wir diese Auslöser erkennen, können wir Strategien entwickeln, um besser mit ihnen umzugehen.
  3. Atemtechniken und Entspannung: Atemtechniken wie tiefe Bauchatmung oder progressive Muskelentspannung können dazu beitragen, die körperlichen Symptome der Angst zu lindern und den Geist zu beruhigen.
  4. Hilfe suchen: Es ist wichtig, dass Sie erkennen, dass professionelle Hilfe bei der Bewältigung von Angst zur Verfügung steht. Psychiater und Psychotherapeuten können Ihnen helfen, Bewältigungsstrategien zu entwickeln, unterstützende Techniken zu erlernen und/oder zeitweise mit Medikation zu unterstützen.

Die Chance zur persönlichen Entwicklung:

Obwohl Angst oft als etwas Negatives betrachtet wird, kann sie auch als Chance zur persönlichen Entwicklung dienen. Indem wir lernen, mit unserer Angst umzugehen, können wir Stärke und Resilienz entwickeln. Jede überwundene Angst gibt uns mehr Vertrauen in unsere Fähigkeiten und hilft uns, unseren Horizont zu erweitern.

Abschließende Gedanken:

Angst mag eine mächtige Emotion sein, aber sie ist nicht unüberwindbar. Indem wir uns mit ihr auseinandersetzen, sie verstehen und aktiv Strategien zur Bewältigung entwickeln, können wir lernen, sie zu kontrollieren und unser Leben in vollen Zügen zu genießen. Denken Sie daran, dass Sie nicht allein sind – Hilfe steht zur Verfügung, und gemeinsam können wir lernen, der Angst mutig entgegenzutreten und zu wachsen. Im Neurozentrum Arabellapark stehen wir Ihnen mit psychiatrischer und neurologischer Diagnostik und Behandlung zur Verfügung.