Gedächtnisstörungen

Gedächtnisstörungen

Das Gedächtnis spielt eine bedeutende Rolle in unserem Leben.

Es beeinflusst unser Bewusstsein, und umgekehrt verändert unser Bewusstsein unsere Erinnerungen. Ohne ein kontinuierliches Tag-zu-Tag-Gedächtnis würden wir in einem ständigen „Jetzt“ leben. Störungen der Lern- und Gedächtnisfunktionen können als Folge von neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Schädel-Hirn-Verletzung, Sauerstoffmangel im Gehirn, im Rahmen einer Demenz oder nach einer entzündlichen Erkrankung (z. B. Hirnhautentzündung) auftreten. Neuerdings werden Gedächtnisstörungen auch als Langzeitfolge nach einer COVID-19-Erkrankung beobachtet. Einer norwegischen Studie zufolge leiden ca. zehn Prozent der sogenannten Long-Covid-Patienten an Konzentrations- und Gedächtnisstörungen (2021; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.18717). In seltenen Fällen können Gedächtnisstörungen auch psychische Ursachen haben, wenn unser Bewusstsein etwa eine psychisch belastendende Erinnerung verdrängt.

Eine Beeinträchtigung der Lern- und Merkfähigkeit liegt vor, wenn man Probleme hat, sich Informationen und Erlebtes einzuprägen, zu behalten oder sich wieder daran zu erinnern

Es wird allerdings erst dann von einer Störung gesprochen, wenn sich das Gedächtnis durch die Krankheit wesentlich verschlechtert hat und es anderen auffällt. Im Alltag äußern sich Gedächtnisstörungen dadurch, dass man sich beispielsweise nicht mehr daran erinnern kann, wo man am Vortag war und was man erlebt hat und Gespräche, Zeitungsartikel oder Namen rasch vergisst. In schweren Fällen haben Betroffene auch Schwierigkeiten sich räumlich zu orientieren oder bekannte Personen wiederzuerkennen. Das Gedächtnis funktioniert leider nicht wie ein Muskel, der durch häufiges Üben trainiert werden kann. Deshalb ist es nicht sinnvoll, das Gedächtnis durch Auswendiglernen verbessern zu wollen. Es ist allerdings möglich, mit Hilfe von Gedächtnisstrategien, Informationen intensiver zu verarbeiten und dadurch besser zu speichern. Den Namen „Kulowski“ könnte man sich etwa durch die Visualisierung einer Kuh, die Ski läuft (aus Kulowski wird „Kuh läuft Ski“), einprägen, oder die Geheimzahl 2412 kann man sich gut merken, weil sie mit Heiligabend verknüpft werden kann. Der Einsatz solcher Merkstrategien führt dazu, dass neue Informationen durch die Einbeziehung zusätzlicher neuronaler Systeme wie dem bildhaften Gedächtnis (Ski laufende Kuh) oder durch die Verknüpfung mit bekannten Informationen (Heiligabend) besser gespeichert und abgerufen werden können. Nicht zuletzt ist es in der Regel ratsam, zusätzlich einen „externen“ Gedächtnisspeicher anzulegen. Dies kann das Smartphone sein, in das man seine Termine, Erledigungen, Adressen und vieles mehr einträgt, oder auch ein Notizbuch, in das man alles Wichtige in Stichworten notiert. In jedem Fall ist es sinnvoll, die individuell passenden Maßnahmen mit Hilfe einer Neuropsychologin oder eines Neuropsychologen festzulegen und einzuüben. Hier erfolgt auch eine umfassende Diagnostik der Gedächtnisstörung, die für eine Planung der Therapie unerlässlich ist.