Brain Frog

Brain Fog

Wenn das klare Denken schwerfällt und wir das Gefühl haben unser Kopf sei voller „Nebel“ sprechen Fachleute von „Brain Fog“. Obwohl der Begriff „Brain Fog“ schon länger existiert, ist er vor allem während der Corona-Pandemie populär geworden. Menschen, die unter dem sogenannten Long-Covid-Syndrom leiden, berichten oft Probleme beim Konzentrieren, ein verlangsamtes Denken oder eine reduzierte Merkfähigkeit. Viele Betroffene erzählen auch, dass sie reizbar geworden und schnell überfordert sind. Routineaufgaben, die früher in wenigen Minuten erledigt wurden, werden zur Herausforderung. E-Mails sind fehlerhaft, Erledigungen werden vergessen und man stößt schnell an seine Leistungsgrenzen.

Die Ursachen für „Brain Fog“ sind vielfältig. Neben einer Virusinfektion, können auch Nebenwirkungen von Medikamenten, ein hormonelles Ungleichgewicht, Ernährungsmangel, Schlafstörungen oder chronischer Stress die Ursache sein. Eine Vorstufe von „Brain Fog“ haben die meisten Menschen schon einmal nach einer schlaflosen Nacht oder einem Langestreckenflug erlebt. Man fühlt sich psychisch erschöpft, ist vergesslich und im Denken verlangsamt. Durch Corona ist die Zahl der Betroffenen deutlich angestiegen. Wenn man plötzlich den Alltag nicht mehr bewältigen kann, ist das erschreckend und viele Patienten sind besorgt, da die Ursachen für diese Störung noch unklar sind.

Dr. Sabina Brennan, Neurowissenschaftlerin und Professorin am Trinity College in Dublin, hat sich intensiv mit dem Thema „Brain Fog“ beschäftigt und empfiehlt zwei Möglichkeiten im Umgang mit dieser Störung. Das eine sind Strategien, um mit den Symptomen zurechtzukommen. Das andere sind dauerhafte Änderungen des Lebensstils, mit denen der Nebel im Gehirn langsam wieder verschwindet.

Eine wichtige Strategie ist die Vermeidung von Multitasking. Unser Gehirn ist fürs „Monotasking“ entwickelt. Das, was wir Multitasking nennen, ist eigentlich nur das schnelle Wechseln zwischen einzelnen Aufgaben. Dieses Hin- und Herschalten hat aber einen hohen Preis: Wir machen Fehler, und es dauert länger, als wenn wir jede Aufgabe einzeln erledigen. Eine andere Strategie ist das Entrümpeln, um Ablenkungen zu reduzieren. Schalten sie das Radio und den Fernseher aus, legen sie das Handy beiseite. Das Gehirn muss Milliarden Daten verarbeiten und versucht ständig die für uns gerade wichtigen Informationen zu filtern. Je mehr Reize zu filtern sind, desto mehr Energie benötigt das Gehirn. Nehmen Sie sich auch eine feste Zeit vor, in der sie über Probleme nachdenken und diese nach Möglichkeit lösen. Dadurch erreichen sie, dass diese Probleme sie nicht mehr bei der Erledigung anderen Aufgabe ablenken. Und wenn gar nichts zu gehen scheint, dann erledigen sie nur banale Dinge – das, wozu es den Kopf nicht braucht.

Neben diesen kurzfristigen Strategien, ist auch eine Veränderung des Lebensstils sinnvoll. Insbesondere der Umgang mit Stress ist wichtig. Stress und Schlaf sind eng miteinander verbunden. Wenn man chronisch gestresst ist, ist meistens auch der Schlaf gestört. Dies führt zu einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen wie beispielsweise Cortisol. Stress hindert das Vorderhirn daran unser Angstzentrum in der Amygdala zu hemmen. Dann wird aus rationalem Denken reflexives Handeln und wir erleben Angst in Situationen, in denen eigentlich kein Grund dazu besteht.

Zur Änderung des Lebensstils empfiehlt Dr. Brennan jede Woche ein Ritual einzuführen, das unserem Gehirn guttut. Woche eins dreht sich beispielsweise um Schlaf, Woche zwei widmet sich dem chronischen Stress. In der dritten Woche geht es um Bewegung für Körper und Gehirn und in der vierten um Ernährung.

Um beispielsweise den Schlaf effizienter zu machen, sollte man direkt nach dem Aufstehen Vorhänge, Jalousien oder Fensterläden öffnen. Wenn es noch Dunkel ist, schalten sie Lampen mit weißem Licht an. Tagsüber sollte man mindestens 30 Minuten draußen im Tageslicht verbringen. Ab 20 Uhr ist es sinnvoll, den Organismus auf Ruhe einzustellen und keine anstrengenden körperlichen oder geistigen Aktivitäten mehr beginnen. Eine Stunde vor dem Schlafengehen sollte man alle Geräte ausschalten, die blaues Licht aussenden und das Schlafzimmer wieder verdunkeln. Eine weitere Möglichkeit ist es, ein sogenanntes Brain-Fog-Tagebuch zu führen, in das man alle Situationen, in denen man „Brain Fog“ erlebt hat, aufschreibt. Auf diese Weise hat man die Chance Ursachen für „Brain Fog“ aufzudecken. Wenn etwa regelmäßig nach einer Stunde Arbeit am Computer Brain-Fog-Symptome auftreten, wäre dies ein Hinweis, dass man zukünftig nach 30 – 40 Minuten eine Pause machen sollte.