Wie wichtig ist Schlaf: eine neurologische Perspektive:
N.Xynos, M.Sc. Psychologie
Schlafstörungen und klinische Schlafprobleme sind bei kognitiven Beeinträchtigungen und neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, frontotemporaler Demenz und Parkinson weit verbreitet (Keil et al., 2023; Weiß, 2021). Bisher konnte jedoch keine Aussage darüber getroffen werden, wie genau sich langfristige Schlafveränderungen auf das Auftreten kognitiver Beeinträchtigungen und neurodegenerativen Erkrankungen auswirken. Neue Entwicklungen zeigen, dass Schlafstörungen nicht nur Begleiterscheinungen, sondern auch Risikofaktoren für die Entstehung neurodegenerativer Erkrankungen sein könnten (Jiang-Xie et al., 2024; Weiß, 2021).
Sowohl die Schlafqualität als auch die Schlafdauer sind wichtig für die Erhaltung der kognitiven Gesundheit. Eine kurze oder auch unregelmäßige Schlafdauer (≥ 7 Stunden pro Nacht), geringe Tiefschlafphasen oder Schlafstörungen wie die REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD) stellen ein Risiko für kognitive Beeinträchtigungen oder neurodegenerative Erkrankungen im Alter dar (Keil et al., 2023; Weiß, 2021). Insbesondere Tiefschlafphasen spielen bei neurodegenerativen Erkrankungen eine entscheidende Rolle. In dieser Schlafphase werden schädlicher Proteine wie β-Amyloid, τ-Protein oder α-Synuclein abgebaut (Retzbach, 2024). Diese sind bei der Entstehung und Verschlimmerung von bspw. Alzheimer oder Parkinson entscheidend (Retzbach, 2024; Jiang-Xie et al., 2024; Zavecz et al., 2023). Werden diese Abfallstoffe nicht entfernt, erhöht sich das Risiko an solchen Störungen zu erkranken. Während Schlafstörungen somit ein Risiko und eine Frühindikation für solche Krankheitsbilder sind, sorgt gesunder Schlaf dafür, dass sich das Gehirn regeneriert und so eine Regulation der krankheitsbedingten Prozesse gezielt unterstützt (Jiang-Xie et al., 2024).
Wie der Schlaf Parkinson begünstigt
Neue Erkenntnisse zeigen, dass insbesondere Parkinson stark mit der Schlafqualität zusammenhängt (Jiang-Xie et al., 2024). Sowohl der Tiefschlaf als auch der REM-Schlaf ist hier beeinträchtigt. Die Tiefschlafphasen sind deutlich verringert, was zu einer erhöhten Konzentration von bspw. α-Synuclein. Träume während des REM-Schlafs werden psychisch und körperlich sehr aktiv ausgelebt. Die sogenannte RBD führt dazu, dass die Schlaf-assoziierte Muskelatonie verhindert wird. Diese sorgt normalerweise bei neurotypen Personen dafür, dass die körperliche Aktivität während des Schlafes verhindert wird. Studien zeigen, dass jährlich etwa 6-7 % der Patienten mit RBD, Parkinson entwickeln (Retzbach, 2024).
Methoden zur Verbesserung des Schlafs, wie pharmakologische Behandlungen oder akustische Stimulation, könnten dementsprechend den Krankheitsverlauf bei Parkinson-Patienten günstig beeinflussen (Retzbach, 2024).
Wie der Schlaf Alzheimer begünstigt
Auch die Alzheimer Erkrankung steht mit der Schlafqualität zusammen. Forscher:innen der Universität Berkley untersuchten den Effekt von Tiefschlaf auf die Krankheitssymptomatik. Guter Tiefschlaf ging mit einer deutlich Verbesserten kognitiven Leistung und Erinnerungsfähigkeit bei Alzheimerpatient:innen einher. Auch im Vergleich anderer kognitiver Schutzfaktoren wie Bildung und körperliche Aktivität wurde festgestellt, dass sich die Qualität des (Tief-)Schlafs einzigartig auf diese Krankheitssymptome auswirkt.
Die Studie betont hier insbesondere regelmäßige Schlafgewohnheiten. Dazu gehören das Einhalten eines regelmäßigen Schlafrhythmus, das Aktivbleiben während des Tages und das Schaffen einer geeigneten Schlafumgebung. Diese Praktiken können den Tiefschlaf verbessern und somit als potenzielle Ressource zur Verhinderung von kognitiven Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit dienen (Zavecz et al., 2023).
Wenn Sie Probleme mit dem Schlafen haben, Einschlafschwierigkeiten, Durchschlafstörungen oder andere Schlafassoziierte Symptome (z.B. Heftiges Bewegen im Schlaf, starkes Schnarchen, Beinbewegungen oder Schlafwandeln) stellen Sie sich gerne bei uns vor. Wir analysieren ihren Schlaf ohne dass sie erstmal in einem Labor übernachten müssen (Home Sleep Test) und beraten Sie bezüglich Prävention und Therapie neurologischer Erkrankungen.
Zudem bieten wir medikamentöse und nicht medikamentöse Therapieoptionen bei Schlafstörungen an.
Vereinbaren Sie sich gerne telefonisch einen Termin bei Herrn Prof.Young oder Frau Dr. Uez (alternativ: www.jameda.de).
Literaturhinweise:
Jiang-Xie, L., Drieu, A., Bhasiin, K., Quintero, D., Smirnov, I. & Kipnis, J. (2024). Neuronal dynamics direct cerebrospinal fluid perfusion and brain clearance. Nature, 627(8002), 157–164. https://doi.org/10.1038/s41586-024-07108-6
Keil, S. A., Schindler, A. G., Wang, M. X., Piantino, J., Silbert, L. C., Elliott, J. E., Werhane, M. L., Thomas, R. G., Willis, S., Lim, M. M. & Iliff, J. J. (2023). Longitudinal Sleep Patterns and Cognitive Impairment in Older Adults. JAMA Network Open, 6(12), e2346006. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2023.46006
Retzbach, J. (2024, Juni). Guter Schlaf schützt das Gehirn: Bei der Parkinsonprävention rückt die gesunde Nachtruhe in den Fokus. Medical Tribune, 6.
Weiß, M. (2021, 10. Februar). Verursachen Schlafstörungen neurodegenerative Prozesse? Medical Tribune. https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/verursachen-schlafstoerungen-neurodegenerative-prozesse
Zavez, Z., Shah, V. D., Murillo, O. G., Vallat, R., Mander, B. A., Winer, J. R., Jagust, W. J. & Walker, M. P. (2023). NREM sleep as a novel protective cognitive reserve factor in the face of Alzheimer’s disease pathology. BMC Medicine, 21(1). https://doi.org/10.1186/s12916-023-02811-z