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Muskelzittern – harmlose Beschwerde oder Zeichen einer neurologischen Erkrankung?

Was sind „Faszikulationen“ überhaupt?

Sehr viele Anfragen/Patientenvorstellungen erreichen uns aufgrund von „Muskelzittern“. Oftmals lesen die Betroffenen im Internet und sind verunsichert, da einem viele schwerwiegende neurologische Erkrankungen angezeigt werden, unter anderem die schwerwiegende Krankheit der „ALS“, der Amyotrophen Lateralsklerose, die mit fortschreitenden Lähmungen einhergeht. Was ist überhaupt mit Muskelzittern (sogenannten Faszikulationen) gemeint? Es handelt sich um von außen sichtbare meist unregelmäßige Zuckungen, einzelner Muskelbündel („faszikeln“) die sich oft an Augenlidern oder an den größeren Muskeln der Arme oder Beine bemerkbar machen.

In größten Teil der Fälle sind Faszikulationen gutartig!

Zunächst einmal können wir beruhigen: die meisten Fälle der Faszikulationen sind gutartige (benigne) Muskelzuckungen und haben überhaupt nichts mit bösartigen Erkrankungen zu tun. Oftmals sind Faszikulationen ein Anzeichen dafür, dass der Körper bzw. die Muskulatur überlastet ist und ihr beispielsweise Flüssigkeit oder bestimmte Nährstoffe/Elektrolyte fehlen. Auch körperliche Überlastung oder psychischer Stress können dahinterstecken. Zu viel Koffein oder Alkohol oder bestimmte Medikamente stellen weitere Erklärungen dar.

Was soll ich tun?

Fragen Sie sich also zuerst, ob möglicherweise einer der Punkte auf Sie zutrifft und ob sie etwas ändern können- also mehr zu trinken, ggf. dem Trinken Magnesium zuzuführen oder können Sie möglicherweise an einer bestehenden sehr stressigen Situation etwas verändern? Eine kurze Auszeit für ihren Körper kann möglicherweise Entlastung bringen. Zudem können tägliche Dehneinheiten und ausreichend Bewegung (ohne Überlastung) der betroffenen Muskulatur Verbesserung erbringen.

Erst wenn diese Punkte keine Besserung erbringen und länger als 2-3 Wochen andauern, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Auch wenn Sie unter zusätzlichen Symptomen leiden wie Schluckstörungen, Muskellähmungen, Muskelschmerzen oder verwaschene Sprache sollten sie dringend einen Neurologen aufsuchen!

Was kann der Neurologe tun?

Zunächst einmal hört sich der Neurologe ihre Beschwerden und Anamnese an und führt eine körperliche Untersuchung durch. Hierbei wird er entscheiden, ob weitere Untersuchungen notwendig sind und wie er ihre Beschwerden überhaupt einordnet. Sind es überhaupt Faszikulationen oder deuten ihre Beschwerden auch ein Handzittern (Tremor) oder andere „Zuckungen“ hin wie Myoklonien oder anderes? Er wird feststellen ob es Hinweise auf eine neurologische Erkrankung gibt. Als erster Schritt ist eine Blutuntersuchung oft sinnvoll, auch internistische Erkrankungen wie Störungen der Nieren oder Leberfunktion oder der Schilddrüse können Zuckungen verursachen. Zudem hat der Neurologe die Möglichkeit durch eine Muskeluntersuchung (eine Elektromyographie= EMG) zu schauen, ob er krankhafte Veränderungen erkennen kann. Hierbei wird kurz mit einer Nadel in den Muskel gestochen, um die Muskelpotentiale abzuleiten. Vermutlich wird Ihr Neurologe Entwarnung geben können.

Fazit: In den meisten Fällen handelt es sich um harmlose Muskelzuckungen. Im Falle von länger bestehenden Beschwerden oder Zusatzsymptomen stellen Sie sich gerne bei uns vor- unsere Experten für Neurologie beraten Sie gerne ausführlich!

Falls Sie unter (bereits diagnostizierten) Muskel/Motoneuronerkrankungen leiden sollten, betreuen wir Sie gerne regelmäßig. Herr Prof. Young ist als eh. Leiter des Instituts für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen am Universitätsklinikum Münster absoluter Top-Experte in diesem Fachgebiet!