Migräne und Migräneprophylaxe
Prof.Dr.G.Ochs
Migräne ist eine der häufigsten anfallartig auftretenden Kopfschmerzformen. Die Behandlung des Anfalls selbst kann meist mit leichten Schmerzmitteln wie Aspirin, Paracetamol oder Ibuprofen erfolgen, ggf. kombiniert mit einem Mittel gegen die Übelkeit. Sollte dies nicht ausreichend sein, kommen die hoch spezifischen und nur bei der Migräne wirksamen Triptane[1] in Frage. Alle Mittel zur Anfallsbehandlung sollten so früh wie möglich und bei den ersten Anzeichen von aufkommendem Kopfschmerz eingenommen werden. Triptane unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Wirkstärke, Nebenwirkungen, Wirkdauer etc., so dass ein Versuch mit einem anderen Triptan durchaus lohnt, wenn die gewünschte Linderung nicht zu erzielen ist. Sollten Triptane nicht vertragen werden, kontraindiziert sein oder schlecht wirken, bieten sich neuartige Substanzen wie die sog. Ditane (z.B. Lasmiditan) an, die sich jedoch hinsichtlich Wirkprofil und Verträglichkeit von den inzwischen klassischen Triptanen unterscheiden.
Bei sehr häufigen Migräneattacken (3 oder mehr pro Monat) kann eine vorbeugende Therapie (sog. Prophylaxe) in Frage kommen. Zur Prophylaxe bieten sich eine Reihe von Substanzen an, die dauerhaft eingenommen werden müssen und deren Anwendung daher gut abgewogen werden muss. Hierunter ist auch das etwas problematische Medikament Topiramat, welches bei Frauen im gebärfähigen Alter wegen der Gefahren bei einer evtl. Schwangerschaft nur sehr eingeschränkt angewendet werden darf. Gut bewährt hat sich Botulinumtoxin, welches in etwa 3-monatigem Abstand in die Muskulatur an Kopf und Nacken injiziert werden muss (i.a. mehr als 20 Injektionsstellen!). Neben den seit vielen Jahren eingesetzten Medikamenten zur Vorbeugung von Migräneattacken, haben sich die sog. CGRP-CGRP/R-Antikörper[2] gut bewährt. Diese Medikamente müssen subkutan (d.h. unter die Haut) – meist einmal monatlich – (oder intravenös) verabreicht werden und bewirken oft eine deutliche und anhaltende Reduzierung der Anfallshäufigkeit und Schmerzintensität. Die recht hohen Kosten dieser Medikamente werden von den Krankenkassen nur unter gewissen Voraussetzungen übernommen. Seit Kurzem stehen uns auch Medikamente zur Verfügung, die über den gleichen Mechanismus wie die CGRP-CGRP/R-Antikörper wirken, aber als Tablette sehr viel leichter anzuwenden sind. Die Gepante (z.B. Rimegepant) genannten Wirkstoffe sind auch in der Anfallsbehandlung einsetzbar und möglicherweise langfristig eine gute Alternative zu den injizierbaren Medikamenten, wenn diese schlecht vertragen werden, kontraindiziert sind oder nicht ausreichend wirken. Allerdings sind die Erfahrungen noch recht begrenzt und die Kosten ebenfalls hoch. Die Entwicklung weiterer Medikamente aus der Gruppe der Gepante und Ditane steht allerdings zu erwarten, so dass sich das Arsenal der Behandlungsoption sicher noch erweitern wird.
Zum Schluss ein Wort zu den nicht-medikamentösen Möglichkeiten: Der Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel oder Getränke (vor allem Alkohol) kann helfen, Intensität und Häufigkeit von Migräneattacken zu reduzieren, ferner auch Ausdauersport, Entspannungsverfahren (Autogenes Training, Bio/Neurofeedback) oder Akupunktur. Eine kritische Überprüfung und ggf. Beratung hinsichtlich Stressfaktoren, Ernährung und Lebensgewohnheiten ist daher vor jeder medikamentösen Therapie notwendig und hilfreich.
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[1] Almotriptan, Eletriptan, Frovatriptan, Naratriptan, Rizatriptan, Sumatriptan, Zolmitriptan
[2] Eptinezumab, Fremanezumab, Galcanezumab