Migräne, der Feind des Alltags: Nichtmedikamentöse Therapieoptionen
Nicole Xynos, MSc (Psychologie)
Migräne ist eine komplexe neurologische Erkrankung, deren genaue Ursachen noch nicht vollständig verstanden sind. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, biologischen und umweltbedingten Faktoren zur Entstehung von Migräne beiträgt. Aber wie entstehen diese Schmerzen?
Migräne steht mit einer starken neuronalen Aktivität und den Blutgefäßen im Gehirn in Verbindung. Eine Übererregbarkeit der Nervenzellen kann eine Reihe von Veränderungen auslösen, die zu einer Entzündung der Blutgefäße und somit zu Schmerzen führen. Zusätzlich gibt es zahlreiche Triggerfaktoren, die Migräneattacken auslösen können. Dazu zählen Stress, hormonelle Veränderungen wie während der Menstruation, bestimmte Nahrungsmittel oder Schlafstörungen. Auch Umweltfaktoren, wie Lärm, grelles Licht oder bestimmte Gerüche, können Migräneanfälle hervorrufen. Veränderungen in der Konzentration von Neurotransmittern, insbesondere Serotonin, spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle, da Serotonin die Schmerzregulation im Gehirn beeinflusst.
Bei Migräne gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die in zwei Hauptkategorien unterteilt werden: Akutbehandlung und Prophylaxe.
Akutbehandlung: Diese zielt darauf ab, die Symptome während einer Migräneattacke zu lindern. Zu den Optionen gehören:
- Schmerzmittel (Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Naproxen; Paracetamol; Kombinationspräparate (z.B. mit Koffein))
- Triptane (Spezifische Medikamente wie Sumatriptan, Rizatriptan oder Zolmitriptan, die gezielt gegen Migräneschmerzen wirken), Lasmiditan oder die sogenannten Gepante
- Transkutane Stimulation des N.Trigeminus (ein kleines Gerät, welches auf die Stirn geklebt wird)
Prophylaxe: Diese zielt darauf ab, die Häufigkeit und Schwere der Migräneattacken zu reduzieren. Möglichkeiten sind:
- Medikamentöse Therapie: in Tablettenform (z.B. Betablocker, Antidepressiva etc.), Antikörpertherapie (z.B. CGRP Antikörper) und Injektion von Botulinumtoxin bei chronischer Migräne. Wenn Sie mehr zur medikamentösen Therapie lesen wollen, öffnen sie den Blogbeitrag von Herrn Professor Ochs (https://www.neurozentrum-arabellapark.de/neurologie/migraene-und-migraeneprophylaxe/)
- Lebensstilfaktoren: Ausdauersport, Entspannungsverfahren, die richtige Ernährung und regelmäßiger Schlaf
- Neurofeedback, transkutane Stimulation des N.Trigeminus
Durch bewusste Selbstregulation Migräne verhindern
Neurofeedback hat sich als vielversprechende Methode zur Behandlung von Migräne erwiesen. Hier erlernt man zu Beginn unbewusst und dann auch aktiv, sich selbst in einen Entspannungszustand zu versetzen, der eine Migräneattacke akut lindern und in weiterer Folge verhindern kann. Sobald man geübter ist, funktioniert die Selbstregulation und Selbstoptimierung von ganz allein – eine entspannte neuronale Aktivität wird in das eigene Hirnmuster integriert.
Vorteile von Neurofeedback bei Migräne:
- Reduzierung der Migränefrequenz: Studien haben gezeigt, dass Neurofeedback die Häufigkeit von Migräneattacken bei einigen Patienten verringern kann.
- Verbesserung der Schmerzbewältigung: Durch die Schulung der Selbstregulation der Gehirnaktivität können Betroffene besser mit Schmerz umgehen und auch die Intensität der Migräneattacken reduzieren.
- Geringe Nebenwirkungen: Im Vergleich zu medikamentösen Behandlungen hat Neurofeedback in der Regel weniger Nebenwirkungen, was es zu einer attraktiven Option für viele Patienten macht.
- Langfristige Effekte: Einige Studien zeigen, dass die positiven Effekte von Neurofeedback auch nach Abschluss der Behandlung anhalten können.
Die richtige Ernährung
Die Ernährung kann einen signifikanten Einfluss auf die Migräneanfälligkeit haben. Es gibt keine spezielle “Ernährungsform”, die für alle Migränepatienten geeignet ist, aber einige allgemeine Empfehlungen und Strategien können helfen, Migräneattacken zu reduzieren. Es ist wichtig, dass Migränepatienten individuell herausfinden, welche Nahrungsmittel für sie problematisch sind. Ein Ernährungstagebuch kann hierbei helfen.
- Regelmäßige Mahlzeiten: Essen Sie regelmäßig und vermeiden Sie lange Essenspausen, um Blutzuckerschwankungen zu verhindern, die Migräne auslösen können.
- Trigger – Lebensmittel: Führen Sie ein Ernährungstagebuch, um potenzielle Nahrungsmittel-Trigger zu identifizieren.
- Entzündungshemmende Ernährung: Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, gesunde Fette (wie Olivenöl) und mageres Protein (z.B. Fisch) ist, kann entzündungshemmende Eigenschaften haben und die allgemeine Gesundheit fördern.
- Starke Blutzuckerschwankungen können Migräne begünstigen. Jeder reagiert anders auf Lebensmittel- sie können durch Messung des BZ Spiegels (z.B. via eine App) herausfinden, auf welche Lebensmittel sie besonders stark reagieren und dann diese Lebensmittel meiden.
- Probiotika: Lebensmittel, die reich an Probiotika sind, wie Joghurt oder fermentierte Produkte, könnten positiv auf das Mikrobiom und damit auch auf das Migränemanagement wirken.
Abschließend lässt sich sagen, dass Migräne eine komplexe und belastende Erkrankung ist, die nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen kann, sondern auch eine Vielzahl von individuellen Faktoren und Triggern umfasst. Es ist entscheidend, dass Migränepatienten gemeinsam mit ihren Ärzten einen personalisierten Behandlungsplan entwickeln, um die Häufigkeit und Intensität der Attacken zu reduzieren. Ein besseres Verständnis der eigenen Auslöser und eine proaktive Herangehensweise können dazu beitragen, die Lebensqualität erheblich zu verbessern und den Alltag mit Migräne besser zu bewältigen.