Das Aufmerksamkeits Defizit und Hyperaktivitätssyndrom als Schlafräuber: Zusammenhänge zwischen ADHS- Syndrom und Insomnien (Schlafstörungen) 

In der Praxis beobachten wir immer wieder, dass unsere ADHS Patienten gehäuft Schlafprobleme beklagen. Aber auch Tagesmüdigkeit ist oft ein großes Thema.

Diese beiden Themen werden oft übersehen und zu wenig beachtet. Im Allgemeinen ist bekannt, dass ADHS Patienten:innen überhäufig unter Schlafstörungen leiden. 25-50% aller Erwachsenen AHDS Patienten leiden unter zu wenig Schlaf und Erholung.

Gründe hierfür können verschiedene sein: bekannt ist, dass es eine erhöhte Koinzidenz (also parallelem Auftreten) von ADHS und sogenannten primären Schlaferkrankungen vorhanden ist. Schlafprobleme können außerdem durch die ADHS Medikation verursacht werden oder durch das ADHS Syndrom und seine Symptome an sich. Wichtig ist, dass die Symptome ernstgenommen und Ursachen abgeklärt und ggf. behandelt werden.
Die verminderte oder fragmentierte Schlafzeit kann dazu führen, dass die Betroffenen tagsüber müde sind, unkonzentriert und mit schlechter Stimmung. Die allgemeine physische Gesundheit leidet, in der Folge die Lebensqualität und die berufliche/schulische Performance.

Auch bei Kindern mit ADHS, Autismus oder bestimmten genetischen Syndromen beginnen die Symptome oft schon sehr früh. Die häufige Schlafunterbrechung kann hier die Gehirnstruktur und die Gehirnfunktion  beeinträchtigen und zu einer Dysbalance der Botenstoffe im Gehirn führen.

Ursachen für die Schlafprobleme:

  • ADHS Betroffene haben häufig schlechteres Schlafverhalten, können Bettgehroutinen weniger gut einhalten und kommen schlecht zur Ruhe. Oft verhindert das bekannte Gedankenkreisen das Einschlafen am Abend.
  • Stimulanzien: Die gängige Medikation bei AHDS sind die sogenannten Stimulanzien. Diese Medikamente helfen oft sehr gut die ADHS Symptome zu vermindern, haben aber häufig Schlafprobleme zur Folge (durch zu hohe Wachheit am Abend).
  • Paralleles Auftreten von „Primären Schlaferkrankungen“
    • ADHS Patienten haben ein erhöhtes Risiko für schlafbezogene Atmungsstörungen wie das obstruktive Schlafapnoe Syndrom. Diese können bereits im Kindheitsalter auftreten und sind behandelbar. Wenn von starkem Schnarchen berichtet wird oder Probleme im HNO Bereich bestehen, ist eine Abklärung unbedingt erforderlich!
    • 44% der ADHS Patienten haben ein sogenanntes Restless Legs Syndrom oder RLS ähnliche Symptome. Dies kann die Schlafqualität deutlich beeinträchtigen, wäre aber gut behandelbar!
    • Beim sogenannten „Delayed sleep phase Syndrom“ treten Störungen des Tag Nacht Rhythmus auf- insbesondere gehen diese Personen >2h später in Bett als „Normal“ und stehen dafür auch später auf. Hier gibt es auch eine gehäufte Assoziation zu ADHS, insbesondere ist hier auch ein Zusammenhang auf bestimmten Genen nachgewiesen worden. Die ADHS Symptome können die Schlafproblematik noch zusätzlich verschärfen. Allgemein leiden 66% der erwachsenen ADHS Patienten unter zu spätem Bettgehen und überhäufigem Nachterwachen im Vergleich zu 6-50% in der allgemeinen Bevölkerung. 

Übermässige Tagsmüdigkeit- ADHS oder NARKOLEPSIE?

Besonders interessant ist die Abgrenzung bzw. Überlappung zur sogenannten Narkolepsie. Dies ist eine neurologische Erkrankung bei der die Betroffenen unter einem übermässigen Bedürfnis an Schlaf am Tag leiden und unter plötzlichem Einschlafen sowie sog. Schlafdissoziationen (Schlaflähmungen, Hypnagoge Halluzinationen und sog „Kataplexien“, einem plötzlichen Verlust des Muskeltonus, ausgelöst durch bestimmte Emotionen).

Erwachsene mit Narkolepsien haben ein doppelt so hohes Risiko eine ADHS Diagnose in der Kindheit erhalten zu haben. Die Hyperaktivität /Impulsivität kann bei Kindern auch ein Mechanismus sein, eine Fatigue zu kompensieren. Der Zusammenhang zwischen ADHS und Narkolepsie ist noch nicht eindeutig geklärt. Man vermutet aber, dass die übermässige Tagesmüdigkeit bei Narkolepsiepatienten die Ursache ist für Unaufmerksamkeit, schlechte Exekutivfunktionen und Impulsivität. Die Symptomüberlappung kann zu Schwierigkeiten in der Abgrenzung zwischen diesen beiden Störungsbildern führen. Aber auch Ähnlichkeiten in der Pathophysiologie können zur Symptomüberlappung führen. Ebenso wird auch ein genetischer Zusammenhang zwischen der Narkolepsie Typ 2 und AHDS vermutet.

Wichtig ist: all diese Symptome sollten ausführlich untersucht und eingeordnet werden. Schlafprobleme können ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen. Bei leichten Beschwerden reicht oft der Gang zum Hausarzt aus, bei deutlicher Beeinträchtigung und langanhaltenden Beschwerden sollten sie den entsprechenden Facharzt aufsuchen!

Sowohl das AHDS Syndrom sollte vom Facharzt diagnostiziert werden als auch die Schlafstörungen genauer eingeordnet. Neben dem ausführlichen Gespräch und testpsychologischen Verfahren sind auch oft körperliche Untersuchungen wie EEG und Messungen des Nachtschlafes notwendig. Manchmal ist auch der Gang in ein Schlaflabor notwendig.  Je nach herausgefundener Ursache sollten z.B. verhaltenstherapeutische, medikamentösen oder weitere Maßnahmen eingeleitet werden.

Im Neurozentrum Arabellapark bieten wir sowohl eine kompetente ADHS Diagnostik an (Dr. Uez, Dr. Röver, Dr .Seiler, Dr. Macias) als auch die schlafmedizinische Einordnung (Herr Professor Young). Zögern sie nicht, sich bei Problemen einen Termin bei einem unserer Experten zu vereinbaren!