Guillain Barre Syndrom

Guillain-Barre Syndrom nach der Covid-Impfung- eine reelle Gefahr?

Immer mehr Patienten kommen in die Praxis wegen Beschwerden nach der Covid Impfung, egal welcher Substanz. Sehr häufig sehen wir Kribbeln oder Taubheiten am ganzen Körper. Doch: Steckt eine ernsthafte Gefahr dahinter?

Die Autoimmunerkrankung, die in diesen Fällen ausgeschlossen werden sollte, ist das Guillain Barre Syndrom (GBS), ein schweres neurologisches Krankheitsbild. Durch eine überschiessende Autoimmunreaktion, häufig in Folge von Infekten wird die Myelin (Hüll)schicht von peripheren Nerven angegriffen, so dass die Nervenfasern keine Reize mehr übertragen bzw. zu langsam. Hierbei sind oft spezielle Antikörper gegen Bausteine der Nervenmembranen nachgewiesen. An Symptomen bestehen meist in Taubheit und Lähmungen an Armen und Beinen (beginnend oft an den Beinen), die sich auch in das Gesicht oder in Schweren Fällen an die Atemmuskulatur ausgebreitet werden können. Therapeutisch erhalten die Betroffenen oft eine Plasmapheres (eine spezielle Art der Blutwäsche) oder intravenöse Immunglobuline, die die „falschen“ Antikörper abfangen sollen. Meist tritt diese Erkrankungen wie gesagt durch Infektionen (der Atemwege oder des Darmes) auf. Auch Fälle eines GBS durch eine Coronainfektion wurden beschrieben. Diese tritt häufig 5-10 Tage nach Erkrankungsbeginn auf. Ob die Coronainfektion die direkte Ursache der Erkrankung darstellt, ist bislang nicht geklärt.

In Zusammenhang mit der Impfung sind nun auch Fälle von GBS berichtet worden. In England hat man analysiert, dass das Risiko für ein GBS nach der Astra Zeneca Impfung 1,4-10 Mal so hoch war als ohne Impfung. Alle hatten ein GBS mit Gesichtslähmung.

Fakt ist allerdings: Aus diesen Daten kann allerdings noch kein kausaler Zusammenhang zwischen der Impfung und einem GBS abgeleitet werden. Prof. Berlit, der DGN Generalsekretär führt aus: „Die Inzidenz des GBS in Deutschland beträgt 1,6–1,9 pro 100.000 Einwohner. Bei 83,13 Mio. Einwohnern treten in Deutschland jährlich zwischen 1300 und 1570 GBS-Fälle auf. In einem Editorial [9] hatten wir berechnet, dass, wenn im 2. und 3. Quartal etwa 50 % der Bevölkerung geimpft worden wäre, in dieser Population rein statistisch zwischen 325 und 392 GBS-Fälle zu erwarten gewesen wären. Im Moment ist in Deutschland erst 43 % der Bevölkerung vollständig geimpft [10] und damit müssten auch die erwartbaren Fälle etwa 10% niedriger liegen, also zwischen 290 und 350“, so der Experte. „Es wird deutlich, dass die von der EMA erhobene Zahl keine besorgniserregende Erhöhung der GBS-Rate darstellt und es derzeit auch keinen Beleg für einen kausalen Zusammenhang gibt. Hinzu kommt, dass natürlich die Fälle des impfassoziierten GBS denen bei COVID-19-Infektion gegenübergestellt werden müssten.“ Das abschließende Fazit des Experten lautet: „Insgesamt ist das GBS-Risiko durch die Impfung gegen SARS-CoV-2 nach heutigem Kenntnisstand als sehr gering einzustufen – und wir haben zum Glück eine wirksame Therapie dieses Krankheitsbilds zur Verfügung.“

Das heißt also für uns: GBS Fälle sind insgesamt selten und das Risiko nach der Impfung ist sehr gering. Kein Grund, nicht zu impfen! Sollten Sie Beschwerden nach der Covid Impfung haben, lassen Sie es neurologisch abklären – in den allermeisten Fällen können wir für Beruhigung sorgen!