Neues aus der Schlafmedizin

Was gibt es Neues aus der Schlafmedizin?

Lesen Sie mehr zum Thema Schlafstörungen und ihrer Behandlung mit Hilfe der App Somnio und zur medikamentösen Therapie mit neuen Medikamenten wie Eszopiclon oder Daridorexant.

Menschen, die unter einer Ein- oder Durchschlafstörung, also einer sogenannten Insomnie leiden, müssen im Alltag oft mit Symptomen wie Konzentrations- oder Antriebslosigkeit kämpfen und wachen mit dem Gefühl auf, sich nicht erholt zu haben.

Folgende Symptome können bei einer Insomnie auftreten:

  • verlängerte Einschlafzeiten
  • sehr frühes Aufwachen
  • schlechte Schlafqualität
  • unruhiger Schlaf
  • Müdigkeit
  • verringerte Leistungsfähigkeit
  • Aufmerksamkeitsprobleme
  • Stimmungsschwankungen

Diagnosestellung & Behandlung

Wenn Sie den Eindruck haben, Sie leiden unter zu wenig Schlaf ist das erstmal kein Grund zur Beunruhigung. Vorübergehende Phasen mit Schlaflosigkeit haben viele Menschen in bestimmten Lebensabschnitten, z.B. in Phasen erhöhten Stresses. Zum Problem wird das Ganze erst, wenn es länger anhält (über 3 Monate) und sie auch unter Tags deutliche dauerhafte Symptome bemerken. Auch wenn Zusatzsymptome auftreten wie z.B. Atemaussetzer, nächtliche Beinbewegungen, Schlaflähmungen, starke depressive Verstimmungen o.ä. sollte nicht zugewartet werden. Hier ist eine ärztliche Vorstellung notwendig, um mögliche Ursachen abzuklären und zu therapieren. Mögliche Ursachen könnten z.B. Depressionen, das Schlaf Apnoe Syndrom oder nächtliche Beinbewegungen (z.B. RLS) sein. Diese Erkrankungen können gut therapiert werden. Eine dauerhafte Schlaflosigkeit ist nicht gut für die Gesundheit und kann bei langjähriger Insomnie das Risiko für Depressionen und Demenz erhöhen.

Sind behandlungsbedürftige Ursachen ausgeschlossen und die Symptomatik besteht weiterhin (das wäre dann die Diagnose einer chronischen Insomnie nichtorganischen Ursprungs), sind weitere Maßnahmen indiziert. Die am besten wissenschaftlich nachgewiesene Therapiemaßnahme für die chronische Insomnie ist die sog. Schlaf-/Verhaltenstherapie. Ab diesem Jahr bieten wir im Neurozentrum Arabellapark Gruppenprogramme für Patienten mit chronischer Insomnie an.

Da es aber nicht überall hierfür genügend Therapeuten/Therapieprogramme gibt, empfiehlt man im Allgemeinen zunächst die Dokumentation des Schlafs und der Schlafqualität durch das Führen eines Schlaftagebuchs. In diesem werden morgens und abends unter anderem die Stimmung, Einschlafzeit oder Schlafdauer erfasst. Anhand der Dokumentation des Schlafverhaltens kann Aufschluss über die Ausprägung der Schlafstörung gegeben werden.

Digitale Gesundheitsanwendungen- die App Somnio

Viel einfacher ist dies heutzutage über Apps. Die App Somnio, ist eine der ersten digitalen Gesundheitsanwendungen (kurz DiGA) für Schlafstörungen. Die Anwendung kann auf digitalen Endgeräten oder im Web eingesetzt werden. Bekommen Sie eine Insomnie diagnostiziert, können Sie Somnio als „App auf Rezept“ anfordern. Diese wird von allen gesetzlichen und vielen privaten Krankenkassen übernommen. Die App bietet einen erleichterten Zugang zu schlafmedizinischen Behandlungsmethoden. Neben Entspannungstechniken wird Wissen vermitteln, das zum Verständnis und zur Einordnung von Schlafproblemen nötig ist. Auch bietet ein integriertes Schlaftagebuch das Erfassen der Zeit des Zubettgehens und Einschlafens oder von Unterbrechungen. Über Skalen lassen sich Stimmung, Leistungsfähigkeit und Energie von schlecht bis gut positionieren.

Den medizinischen Nutzen der App bestätigte eine Studie an der Universität Zürich. Demnach bewirkt die App Somnio einen nachhaltigen Effekt mit Symptomreduktion, schnellerem Einschlafen und weniger nächtlichem Aufwachen.

Neuigkeiten in der medikamentöse Therapie

Immer wieder wird es bei der chronischen Insomnie es doch zumindest phasenweise nötig, das Schlafen durch Medikamenteneinnahme zu unterstützen. Die bisherigen Medikamente hatten häufig das Problem von Abhängigkeitsentwicklung (z.B. die früher häufig verordneten Benzodiazepine, heute in geringerem Maße Zopiclon/Zolpidem- die sog. Z Substanzen) oder Nebenwirkungen z.B. bei müde machenden Antidepressiva oder Neuroleptika.

Hier gibt es erfreuliche Neuigkeiten: Einmal wurde von den sog. Z.Substanzen (also Zopiclon und Zolpidem) eine Weiterentwicklung erreicht, der Wirkstoff Eszopiclon (Lunivia®). Dieser bewirkt eine Reduktion der Symptome einer Insomnie und liefert keine Hinweise auf eine Toleranzentwicklung. Außerdem kann dieser, anders als viele vergleichbare Medikamente, über einen längeren Zeitraum von bis zu sechs Wochen appliziert werden.

Ein weitere Neuerung ist der Wirkstoff Daridorexant. Das spannende hieran ist der komplett neue Wirkmechanismus, der an anderer Stelle ansetzt als die bisherigen Präparate und zu keinerlei Toleranzentwicklung führt (KEIN Abhängigkeitspotential).

Daridorexant ist ein Gegenspieler (Antagonist) des Orexinrezeptors. Es blockiert bestimmte Funktionen und Abläufe im Gehirn, die wach machen. Nebenwirkungen können Kopfschmerzen, Verstärkung von Depressionen, Kopfschmerzen oder Benommenheit sein.

Es ist Vorsicht geboten bei Patienten mit Depressionen, bei älteren Menschen über 75 und bei Schwangeren.

Wenn Sie unter chronischer Insomnie leiden, kommen Sie zu uns in der Praxis. Wir besprechen in Ruhe ihre Beschwerden, suchen Ursachen und die richtige Therapie für Sie.

Quellen: Somnio. (o. D.). Was ist Somnio. Abgerufen am 10. November 2022, von https://somn.io/was-ist-somnio/ ÄrzteZeitung. (2022). Effekte über den Schlaf hinaus. ÄrzteZeitung, Oktober 2022, S. 14